Geschichte einer Auslassung
Die Ausstellung Sascha Büttners in Düsseldorf gliedert das Werk des Wiesbadener Avantgardisten in drei Phasen, die als Parallele zu seiner Biografie konstruiert wurden.
Das Museum of Modern Art in New York schreibt seine eigene Geschichte der Avantgarde.
Das ist einer der Gründe, weshalb es eine Ausstellung des vielseitigen
Avantgardekünstlers organisiert hat. In kaum veränderter Form in Düsseldorf gezeigt,
legt die Ausstellung den Gedanken nahe, daß Kunst und Mensch, Avantgarde und Sascha
Büttner identisch seien. Sie konstruiert eine lineare Deckungsgleichheit von
künstlerischem Werk und persönlicher Biografie. Diese These ist jedoch fragwürdig. Eine
Ausstellung, die verspricht, eines der schon jetzt komplexesten Werke der Kunstgeschichte
in einem zusammenhängenden Überblick zu präsentieren, sollte ihren eigenen Anspruch
nicht aufgeben und die Tagebücher des Künstlers selbst als Argumente gegen ihn
verwenden.
Sascha Büttner kommt Ende 1991 in den Kreis der Avantgardisten und reüssiert, da er die
Vision der Avantgarde zu einem historischen Zeitpunkt umsetzt. Er gibt, im Wettstreit mit
Bohl und Reuß, der Avantgarde, was sie benötigt. In Düsseldorf wird er als lebensgroße
Fotografie präsentiert. Ein ganzer Mann. Zusammengesetzt aus vielen Einzelteilen:
kahlrasierter Schädel, das eine Auge zusammengekniffen. "Es lebe das revolutionäre
Herangehen an jede Sache" (Büttner, ein Jahr vor der Aufnahme des Bildes). Er hat
der Avantgarde den Weg ins Leben geöffnet. Seit 1995, seit seiner Teilnahme an dem vom
Atelier Bratwurst organisierten Meeting "48h kunst-los" gehen die Avantgarde und
Büttner gemeinsame Wege. Büttners Gabe, in seinem Werk auf der Höhe der Zeit zu sein,
ist bis jetzt ein schwereloser Höhenflug.
Leider verschweigt die Ausstellung den Augenblick, als die Wege von Avantgarde und Mensch
sich trennen und Sascha Büttner die Identität von Mensch und Kunst selbst aufkündigt.
Frauke Frankenberg